Projektbeschreibung
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) steht im Zentrum der sozial-ökologischen Transformation. Als Rückgrat der Verkehrswende soll das Angebot bis 2030 erheblich ausgebaut werde. Gleichzeitig spitzt sich der Fach- und Arbeitskräftemangel dramatisch zu. Digitalisierung, Klimakrise, neue Mobilitätskonzepte, politische Umbrüche und demografische Entwicklungen wirken auf Unternehmen, Beschäftigte und Wertschöpfungsprozesse zugleich. Der Wandel in der Branche ist entsprechend tiefgreifend und mehrdimensional. Zugleich ist der ÖPNV in besonderer Weise durch öffentliche Verantwortung, Tarifbindung und Mitbestimmung geprägt. Transformation in diesem Feld verlangt daher nicht nur technologische, sondern auch arbeitspolitische Innovationen – getragen von einem breiten sozialpartnerschaftlichen Konsens.
Das Projekt We‑Transform‑ÖPNV zielt darauf, Verkehrsunternehmen und Beschäftigte dabei zu unterstützen, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen: Es entwickelt, erprobt und etabliert ein innovatives, sozialpartnerschaftlich getragenes Weiterbildungskonzept zur Befähigung von Beschäftigten, Betriebsrät*innen und Führungskräften im ÖPNV. Im Mittelpunkt stehen zwei Qualifizierungsprofile:
- Transformationsgestalter*innen (betriebsintern)
- Transformationsberater*innen (überbetrieblich, beratend und multiplizierend)
Die Projektumsetzung basiert auf einer engen Verzahnung von empirischer Analyse, partizipativer Werkstattarbeit, methodischer und gestalterischer Konzeptentwicklung sowie strategischem Transfer.
Zielsetzung und Vorgehen
Das Projekt verfolgt das Ziel, Verkehrsunternehmen branchenweit bei der nachhaltigen Gestaltung von Transformationsprozessen zu stärken. Dabei setzt es auf Innovation auf mehreren Ebenen:
- Partizipative Entwicklung eines modularen Weiterbildungskonzepts im engen Austausch mit betrieblichen Akteuren
- Transformationslösungen der Arbeitsgestaltung an konkreten Fallbeispielen und auf Basis eines gemeinsamen Erfahrungsaustauschs
- Sozialpartnerschaftliche entwickelte und legitimierte arbeitspolitische Instrumente, um Transformation zu rahmen und nachhaltig zu gestalten
Das Vorgehen umfasst:
- Qualitative Fallstudien in den beteiligten Verkehrsunternehmen
- Branchenanalyse und Transformationsvorausschau
- Entwicklung von Lösungsansätzen für aktuelle Transformationsherausforderungen im ÖPNV in sozialpartnerschaftlichen Werkstätten
- Qualifizierung von Beschäftigten, Betriebsräten und Führungskräften als betriebliche Transformationsgestalter*innen sowie überbetriebliche Transformationsberater*innen
- Sozialpartnerschaftliche Entwicklung von Leitlinien für die sozial nachhaltige Transformationsgestaltung und Vereinbarung eines branchenweiten Leitbildes „Gute Arbeit im ÖPNV 2030“
- Transferformate in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
- Prüfung der Übertragbarkeit auf weitere Branchen und Qualifikationen
Aufgaben des ISF München
Das ISF München übernimmt im Projekt eine zentrale Rolle bei der administrativen und inhaltlichen Koordination sowie wissenschaftlichen Gestaltung. Es verantwortet wesentliche Arbeiten in der Forschung, Konzeptentwicklung und Evaluation. Ausgangspunkt ist eine umfassende Analyse der Branche, die durch eine Transformationsvorausschau sowie vertiefende Betriebsfallstudien ergänzt wird. Darauf aufbauend entwickelt und begleitet das ISF die sozialpartnerschaftlich angelegten Werkstattformate, in denen gemeinsam mit den betrieblichen Akteur*innen sowie den Verbundpartner*innen ver.di und VDV-Akademie konkrete Handlungsansätze für die Gestaltung des Wandels erarbeitet werden. Im Fokus steht die Entwicklung praxisnaher Konzepte für zentrale Transformationsfelder, insbesondere zur Gestaltung von Arbeit und Technik sowie zur strategischen Transformationsanalyse. Hierzu entwirft das ISF wissenschaftlich fundierte Module, die sowohl auf die betriebliche Anwendung als auch auf die Weiterbildung von Beschäftigten ausgerichtet sind. Die formative und summative Evaluation der Projektprozesse und Ergebnisse bildet dabei einen integralen Bestandteil der Forschungsarbeit. Darüber hinaus trägt das ISF maßgeblich zum wissenschaftlichen und politischen Transfer der Projektergebnisse bei. Ziel ist es, Erkenntnisse und Konzepte so aufzubereiten, dass sie in weitere Branchen und Berufsfelder übertragbar sind.
Projektpartner
- VDV-Akademie: Entwicklung und Umsetzung der Weiterbildungsmodule, Train-the-Trainer-Ansatz, Schulung von Transformationsberater*innen
- ver.di: Sozialpartnerschaftliche Abstimmung, Einbindung von Betriebsräten, Entwicklung arbeitspolitischer Leitlinien, strategischer Transfer
Assoziierte Partner und beteiliget Verkehrsbetriebe
Insgesamt wirken neben mehreren Arbeitgeberverbänden und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) derzeit acht Verkehrsunternehmen unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Regionen Deutschlands im Projekt mit:
- Bentheimer Eisenbahn AG
- Dortmunder Stadtwerke AG
- Rhein-Neckar-Verkehr GmbH
- Stadtwerke Bonn GmbH
- Stadtwerke Offenbach GmbH
- Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH
- WestVerkehr GmbH
- Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH
Die Verkehrsunternehmen bringen aktiv konkrete betriebliche Transformationsprojekte mit aktuellen Herausforderungen ein und beteiligen sich über sogenannte Projektlots*innen durchgängig an der Werkstattarbeit und dem Transfer.
ProjektbearbeiterInnen
- Dipl.-Soz. Tobias Ritter 089 / 27 29 21 - 74 tobias.ritter@isf-muenchen.de
- Dr. Norbert Huchler 089 / 27 29 21 - 66 norbert.huchler@isf-muenchen.de
- Dr. Michael Heinlein 089 / 27 29 21 - 12 michael.heinlein@isf-muenchen.de
- Dipl.-Soz. Judith Neumer 089 / 27 29 21 - 75 judith.neumer@isf-muenchen.de
- PD Dr. Marie-Kristin Döbler 089 / 27 29 21 - 0 marie-kristin.doebler@isf-muenchen.de
Projektlaufzeit
04/2025 bis 03/2028
Projektförderung
Das Verbundprojekt wird von der europäischen Union (EU) und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) im Programm „Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: weiter bilden und Gleichstellung fördern“ gefördert.



