balance.arbeit. Vom reaktiven Störungs- zum prospektiven Ressourcen-Management – Kompetenz und Polyvalenz zur internen Flexibilisierung

Projektbeschreibung

Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Stabilitäts- und Flexibilitätsanforderungen

Planungswissen zur Stabilisierung und Standardisierung der Betriebsabläufe ist in den meisten Unternehmen Dauerthema. Die Anforderungen an Flexibilität und deren konkrete Umsetzung finden auf
der Planungsebene dagegen wenig Berücksichtigung. Flexibel auf Kundenwünsche und Störungen zu
reagieren wird damit zur Anforderung einzelner Beschäftigter oder Arbeitsgruppen, muss aber oft
inoffiziell und gegen geltende Standardisierungslogiken ‚nebenher’ erfüllt werden. Die gängige Methode
dabei ist ein ‚reaktives Störungsmanagement’: erst beim Eintreten einer Störung wird (hektisch)
reagiert, nicht selten stehen währenddessen die Prozesse still. Wesentlich effektiver und gleichzeitig
nachhaltiger wäre ein ‚prospektives Ressourcenmanagement’, bei dem vorausschauend
Bewältigungsressourcen geschaffen werden. Dafür fehlen jedoch nicht nur faktische
Gestaltungsspielräume in der betrieblichen Praxis, sondern es mangelt auch an theoretischen Ansätzen
und praxisadäquaten Umsetzungsideen.

Zusammenwirken von Stabilität und Flexibilität in neuer Qualität: ‚Flexability’

Flexibilitätsanforderungen haben externe und interne Ursachen: von der Dynamik der Märkte bis zu der
zunehmenden Kopplung der Arbeitsprozesse. Nachträgliches Reagieren wie auch die Bereitstellung von
(passiven) Puffern in Bezug auf Zeit, Material und Personal gelten als unökonomisch. Notwendig ist
dagegen eine aktiv-prospektive, stabile Kompetenz zur Flexibilität der Organisation. Die zentrale
Flexibilitätressource dafür sind die erfahrungsbasierten Dispositionsfähigkeiten der Mitarbeiter und die
Fähigkeit der Organisation, dieses Potenzial zu nutzen und zu fördern – diese Flexibilitätskompetenz oder
Flexability steht im Mittelpunkt des Projekts. Als „aktive Puffer“ leisten Mitarbeiter im Spannungsfeld von
Flexibilität und Standardisierung täglich faktisch Balancearbeit. Diese wird zunehmend zur
Gemeinschaftsaufgabe, die auf allen Arbeitsebenen bewältigt werden muss und zur Querschnittsaufgabe,
die sich nicht einzelnen Einheiten wie zum Beispiel der Arbeitsvorbereitung zuordnen lässt. Zukünftig
geht es daher um eine verstärkte und systematische Befähigung aller Mitarbeiter zu Balancearbeit
mittels eines umfassenden Qualifikations- und Gestaltungsmodells.

Kompetenzen für Flexability-Management und Balancearbeit

Das Projekt identifiziert typische ‚Stabilitätstreiber’ in der zentralen Planung und lokale
‚Flexibilitätstreiber’. So genannte Best-Perfomer, also Arbeitskräfte, die bereits jetzt in hohem Maße
Balancearbeit leisten, sind der Ausgangspunkt der interdisziplinären Analyse. Deren de facto-Fähigkeiten
bilden die Basis für eine systematische Bestimmung der Anforderungen an eine personale, kollektive und
organisationale Flexability und der Dimensionen von Balancearbeit. Das ISF München fokussiert dabei auf
die Erfahrung und das Arbeitsvermögen der Best-Performer: implizite Fähigkeiten, informelle Prozesse
und erfahrungsbasiertes Wissen. An Stelle einer Defizitperspektive baut das Forschungsprojekt auf den
bereits vorhandenen Kompetenzen und dem impliziten Erfahrungswissen der Beschäftigten auf. Aus den
Ergebnissen werden Anforderungsdimensionen benannt für die Aufgaben eines Flexability-Managements.
Ein zentrales Ergebnis des Projekts wird ein gestuftes Konzept zur Kompetenzentwicklung für Flexability
sein. Das Vorgehen des von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg koordinierten Projekts kombiniert in
Analyse und Gestaltung sozialwissenschaftliche wie organisationspsychologische Perspektiven und
Methoden.

Koordination und Forschungspartner

  • Koordination: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Arbeitsgruppe Arbeits- und
    Organisationspsychologie
  • GALA Gesellschaft aufgabenorientiertes Lernen für die Arbeit e.V., Gerlingen

Unternehmenspartner

  • CAS Software AG, Karlsruhe
  • Linde Material Handlung, Aschaffenburg
  • Mikado AG, Berlin
  • Zahoransky AG, Tondau

Unterstützende Organisationen und Netzwerke

  • Industriemeisterverband Deutschland e.V. (IMV)
  • Bundesverband Berufsausbilder e.V. (BDDA)
  • Berufspädagogen.netzwerk (BeNet)
  • Abteilung Qualifizierungspolitik der IG Metall
  • Arbeitgeberverband Nordmetall

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

09/2009 bis 04/2013

Projektförderung

Das Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Betreut
wird das Projekt vom Projektträger im DLR, Organisationseinheit Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen.