Betrieb lernen. Die Duale Berufsausbildung, organisationales Arbeitsvermögen und Erwerbsverlauf

Projektbeschreibung

Kurzbeschreibung

Das Duale Berufsbildungssystem unterliegt einem starken Wandel. Einerseits verbindet sich damit die Hoffnung auf gesteigerte (transnationale) berufliche Mobilität, auf zunehmende Beschäftigungsfähigkeit sowie nachhaltige Arbeitsmarktintegration. Andererseits bestehen Befürchtungen einer Deregulierung und Schwächung der Vorteile des Dualen Systems. Besonders drei miteinander in Verbindung stehende Entwicklungslinien stellen die bisherige Form beruflicher Bildung in Frage: die Akademisierungsdebatte, mit Blick auf die sich durchsetzende Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft; die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und damit einhergehende Prekarisierungs- und Segmentierungseffekte; die mit diesen Entwicklungen einhergehende Anforderung an Beschäftigte zur Gestaltung ihrer Erwerbsbiografie. Mit einer multidimensionalen Perspektive auf den Erwerbs- und Lebenslauf sowie auf das Subjekt und seine Kompetenzen setzt das Projektvorhaben auf eine mögliche Neubewertung der beruflichen Bildung in einer sich wandelnden Arbeitswelt und dynamischen Arbeitsmärkten.
Eine Kernthese des Projekts ist, dass die Duale Berufsausbildung und der Ausbildungsort Betrieb eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Kompetenzen zur erfolgreichen Gestaltung der eigenen Erwerbsbiografie haben. Wir gehen davon aus, dass das Lernen von Betrieb informelle Fähigkeiten vermittelt, die das Aneignen einer Arbeitsorganisation und betrieblicher Strukturen in besonderer Weise ermöglichen. Gerade dieses spezifische Fähigkeitsbündel wird für ein Bestehen in sich dynamisch und prekär verändernden Arbeitsmärkten und -welten immer wichtiger.

Ziel

Das Vorhaben will die qualitative Rolle organisationaler Sozialisation in der beruflichen Erstausbildung analysieren. Es sollen einerseits die Arten, Inhalte und Dimensionen dieser Kompetenzen (Individualebene) und andererseits die Optionsräume zur Aneignung organisationaler Fähigkeiten (Betriebsebene) identifiziert werden. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwieweit und warum entsprechende Kompetenzen eine besondere Basis für die Bewältigung des weiteren Erwerbsverlaufs darstellen und wie diese organisationaler Kompetenzen auch in anderen Lernorten stärkere Berücksichtigung finden können. Das Vorhaben zielt damit auf eine empirisch abgesicherte mögliche Neubewertung der beruflichen Bildung vor dem Hintergrund einer Neubestimmung des Verhältnisses von Lebenslauf und Subjektkompetenzen. Das Projekt liefert somit einen wesentlichen Beitrag zur Neubewertung des Dualen Systems beruflichen Bildung und dessen Entwicklung.

Projektdesign

Die zentrale empirische Basis des Vorhabens ist das Datenmaterial einer qualitativen Panelstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im Rahmen dieser IAB-Studie „Armutsdynamik und Arbeitsmarkt“ wurden in einem Zeitraum von ca. fünf Jahren 152 Personen befragt, die Erfahrungen mit Unterstützungsleistungen nach dem SGB II haben. Der Datenkorpus besteht aus über 450 biografisch-narrativen und leitfadenfokussierten Interviews, die sekundäranalytisch ausgewertet werden sollen. Ergänzt werden diese Sekundärauswertungen, die insbesondere eine Analyse von erwerbsverlaufsbezogenen Effekten ermöglichen, durch Primärerhebungen bei betrieblichem Ausbildungspersonal sowie Interviews mit Expertinnen und Experten des Dualen Systems.
Im Rahmen der Sekundäranalysen kooperieren wir mit PD Dr. Markus Promberger, dem Leiter des Forschungsbereichs „Erwerbslosigkeit und Teilhabe“ am IAB Nürnberg.

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

08/2014 bis 02/2017

Projektförderung

Das Vorhaben wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert (Projektnummer 2014-702-5) und ist dort im Referat „Bildung für und in der Arbeitswelt“ bei Dr. Michaela Kuhnhenne angesiedelt.