eLabour – Neue Konturen von Produktion und Arbeit. Interdisziplinäres Zentrum für IT-basierte qualitative arbeitssoziologische Forschung. Teilprojekt ISF München

Projekt-Homepage: www.elabour.de

Projektbeschreibung

Ausrichtung des Verbundprojekts eLabour

Wie haben sich die Konturen von Produktion und Arbeit seit den 1970er Jahren entwickelt? Welche Erkenntnisse lassen sich darüber aus dem qualitativen Material gewinnen, das während dieser Zeit im Rahmen von empirischen Studien zur Soziologie von Arbeit, Unternehmen und Produktion erhoben wurde? Und welche neuen, gerade auch IT-basierten Methoden und Werkzeuge werden gebraucht, um derlei Erkenntnisinteressen zu befriedigen? Die in dem hier skizzierten Projektverbund eLabour zusammengeschlossenen SoziologInnen und IT-/InformationswissenschaftlerInnen suchen gemeinsam nach neuen Konturen von Produktion und Arbeit. Sie tun dies, indem sie ein interdisziplinäres Netzwerk für IT-basierte, qualitative Forschung im Bereich der Arbeitssoziologie etablieren (eLabour Research) und ein entsprechendes Kompetenz- und Beratungszentrum aufbauen. Das Gesamtziel des Vorhabens besteht darin, den reichen Bestand an qualitativen, empirischen Studien aus über 40 Jahren arbeits- und industriesoziologischer Forschung nachhaltig verfügbar zu machen und mit neuen IT-basierten Methoden zu erschließen, um auf dieser Grundlage im Rahmen exemplarischer sekundäranalytischer Pilotprojekte der Frage nach der Neukonturierung von Arbeit und Produktion seit Ende des Fordismus nachgehen zu können.

Obwohl diese Frage von zentraler Bedeutung für die zeitdiagnostische Aussagekraft der Arbeits- und Industriesoziologie sowie ihrer Beiträge zur Gestaltung von Arbeit ist, wird sie bis heute nicht systematisch beantwortet. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es bislang ausgesprochen schwierig ist, gezielt auf dieses Material zuzugreifen. Zum einen wird es an verschiedenen Orten aufbewahrt und (bis auf wenige Ausnahmen) kaum proaktiv für eine sekundäranalytische Nutzung zur Verfügung gestellt. Zum anderen besteht bei qualitativen Forschungsansätzen eine große Herausforderung darin, das für eine Sekundäranalyse geeignete Material innerhalb eines umfangreichen Datenbestandes zu identifizieren und die empirischen Momentaufnahmen, die (arbeits-) soziologische Forschung gemeinhin hervor-bringt, zueinander in Beziehung zu setzen, sei es im Rahmen einer Querschnittperspektive (die mehrere parallel erhobene Studien zusammenbringt) oder einer Längsschnittperspektive (die durch Zusammenschau mehrerer Momentaufnahmen Veränderungen im Zeitverlauf zu rekonstruieren sucht). IT-basierte Methoden, wie sie gegenwärtig in den Digital Humanities entwickelt werden, versprechen hier neue analytische Möglichkeiten zu eröffnen. Damit sie genutzt werden können, ist es allerdings erforderlich, eine Forschungsinfrastruktur, ein Datenmodell und Datenmanagement, sowie IT-basierte Anonymisierungs-, Such-, Annotations- und Analysetools zu entwickeln.

Ziele des Verbundprojekts eLabour
  • Aufbau einer für die kollaborative Nutzung qualitativen arbeitssoziologischen Datenmaterials geeigneten Forschungsinfrastruktur samt schlüssigem Datenmodell, um die an den beteiligten Forschungseinrichtungen produzierten Materialien zu erschließen, für die Nachnutzung verfügbar zu machen und schrittweise für interessierte WissenschaftlerInnen zu öffnen.
  • Entwicklung von IT-basierten Methoden und Werkzeugen für die (iterative) semantische und interaktive Suche in sowie für die Analyse von qualitativen, empirischen Daten, für deren dynamische Anonymisierung sowie für die (Re-) Kontextualisierung qualitativer Daten aus unterschiedlichen Primärstudien, die zu verschiedenen Zeitpunkten erhoben wurden.
  • Erprobung neuer arbeitssoziologischer Forschungsansätze durch die systematische Integration empirischer Momentaufnahmen in eine Querschnitt- bzw. Längsschnitt-perspektive. Zu diesem Zweck werden insgesamt fünf sekundäranalytische Pilotprojekte zu zentralen Aspekten der Neukonturierung von Arbeit und Produktion seit den 1970er Jahren durchgeführt, die zugleich als Testfälle für die Konkretisierung von Nutzer-Anforderungen an IT-basierte Methoden und als Anwendungsfälle für deren Erprobung in der Forschungspraxis dienen.
  • Formulierung und Etablierung methodologischer Standards für qualitative, IT-basierte Sekundäranalyse in der (Arbeits-)Soziologie.
  • Aufbau eines Kompetenz- und Beratungszentrums für IT-basierte sekundäranalytische Arbeitsforschung. Das Zentrum hat die Aufgabe, für das analytische Potential einer Re-Analyse qualitativen Materials zu werben, die Weiterentwicklung von IT-basierten Methoden und Werkzeugen voranzutreiben, Forschende zu beraten, sie auch im Rahmen von Veranstaltungen wie Workshops oder Seminaren mit der hier neu entstehenden Forschungslinie vertraut zu machen und sich gezielt für die Ausbildung von interdisziplinär versiertem wissenschaftlichem Nachwuchs in diesem herausfordernden Feld einzusetzen.

Das ISF München wird sich an den verschiedenen, interdisziplinär angelegten Arbeitsschritten beteiligen, die für die Erreichung der genannten Projektziele notwendig sind. Insbesondere werden am ISF München zwei Pilotstudien durchgeführt – eine Längsschnittstudie zum Thema „Neue Steuerungsformen von Arbeit“ und eine Querschnittstudie zum Thema „Interaktive Arbeit“. Diese beiden Forschungsdesigns werfen unterschiedliche Probleme in der Aufbereitung und Auswertung des Datenmaterials auf und verlangen nach jeweils unterschiedlichen IT-Lösungen.

Verbundpartner
  • Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen e.V. (SOFI Göttingen) – Koordination
  • Datenservicezentrum Betriebs- und Organisationsdaten an der Universität Bielefeld (DSZ-BO)
  • Forschungszentrum L3S, Leibniz Universität Hannover (L3S)
  • Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG Göttingen)
  • Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Klaus Dörre (Forschungsgruppe Dörre)
  • Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München e.V. (ISF München)
  • Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
  • Sozialforschungsstelle Dortmund, ZWE der TU Dortmund (sfs Dortmund)

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

10/2015 bis 12/2020

Projektförderung

BMBF