Projektbeschreibung
Perspektive: Fachkräfte für die Globalisierung
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen zunehmend unter Druck, sich international zu engagieren, um neue Märkte zu erschließen und niedrigere Arbeitskosten zu nutzen. Sie kooperieren mit Standorten in west- und osteuropäischen Nachbarländern, teils auch in entfernteren Regionen wie USA, Indien oder China. Weitere KMU sehen sich in die Lage versetzt, durch Konzentrationsprozesse und Eigentümerwechsel plötzlich und unvorbereitet einem internationalen Produktionsnetzwerk anzugehören. Die Mehrzahl der KMU steht daher heute vor der Aufgabe, den Wechsel von der herkömmlichen Exportstrategie zur Strategie international verteilter Produktion bewältigen und sich mit völlig neuartigen Anforderungen auseinandersetzen zu müssen. Bei Organisation, Personalwirtschaft und Technikeinsatz werden weitreichende Veränderungen eintreten. Diese Umstellungen sind vor allem von den vorhandenen Führungs- und Fachkräften zu leisten. Sie müssen die komplexeren, länderübergreifenden Abläufe organisieren und steuern. Die „Globalisierungsfähigkeit“ des qualifizierten Personals ist somit eine zentrale Voraussetzung für den erfolgreichen Umgang mit neuen, global sich bietenden Chancen.
Problemstellung: Lücken bei der „Globalisierungsfähigkeit“
International tätige und nach Internationalisierung strebende KMU beklagen immer häufiger, daß ihr Personal den neuen Anforderungen nicht ausreichend gerecht wird. Wegen Defiziten bei der „Globalisierungsfähigkeit“ der Belegschaften können notwendige Schritte in internationale Märkte nicht getan und internationale Aktivitäten nicht ausgebaut werden. Somit lassen sich auch positive Beschäftigungseffekte, die mit erfolgreichen internationalen Aktivitäten verbunden sind, nicht realisieren. Daher sind Lücken bei der „Globalisierungsfähigkeit“ nicht nur ein einzelbetriebliches sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem.
Besondere Problemlage: Ostdeutsche KMU
Die neuen Anforderungen werfen besonders in vielen ostdeutschen Unternehmen gravierende Probleme auf. Zum einen fehlt es an grundlegenden Kenntnissen über internationale Märkte und die notwendigen Zugangsvoraussetzungen. Zum anderen war die Personalpolitik seit Anfang der neunziger Jahre auf Maßnahmen des Personalabbaus und auf Bestandssicherung für ausgewählte, technisch qualifizierte Fach- und Führungskräfte reduziert. Es fehlen daher Erfahrungen im Umgang mit „weichen Strategieressourcen“ bei Personal und Organisation, die für die Erhöhung der „Globalisierungsfähigkeit“ von hoher Bedeutung sind.
Ausgangsposition: Hoffnung auf Weiterbildung
West- und ostdeutsche KMU sehen im allgemeinen die klassische Weiterbildung in Kursen und Seminaren als das einzige personalpolitische Instrument, das ihnen zur Verfügung steht, um die „Globalisierungsfähigkeit“ ihrer Belegschaften zu erhöhen. Ohne Frage müssen durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachen- sowie Länderkenntnisse (bezgl. Vermarktungsbedingungen, spezifische Techniken, Regularien, usw.) erhöht werden. Allerdings ist die Weiterbildung ein schwaches und fast wirkungsloses Instrument, solange mit überholten technisch-organisatorischen Lösungen und personalwirtschaftlichen Regeln gearbeitet wird, die in Widerspruch zu den neuen Anforderungen an internationale Kooperation und Mobilität stehen.
ErGo-Projektaufgabe: Überwindung innerbetrieblicher Hemmnisse
Es ist daher Aufgabe des Verbundvorhabens, in den Unternehmen die bestehenden Hindernisse zur Erhöhung der „Globalisierungsfähigkeit“ zu analysieren und zu überwinden. In Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Industrieunternehmen werden zukunftsträchtige arbeitsorganisatorische Lösungen sowie personalwirtschaftliche Regeln entwickelt und erprobt, die das Ziel haben, internationales Handeln aktiv zu unterstützen und Kompetenzen für interne und externe, grenzüberschreitende Kooperation im laufenden Arbeitsprozeß zu vermehren. Dabei stehen west- und ostdeutsche KMU im Mittelpunkt, die jeweils typische Problemlagen in den alten und neuen Bundesländern repräsentieren.
Ansatzpunkte:
Arbeitsorganisation
-
- Integration von Arbeits- und Lernprozessen
- Internationale Treffen, internationale Teams, internationale Belegschaften
- Personalaustausch und „Patenschaften“
- Verortung von „Grenzgängerfunktionen“
Personalwirtschaft
- Rekrutierung, Karrieremuster
- Personalbeurteilung, Arbeitsanalysen, Entgeltpolitik
- Gestaltung der Arbeitsbedingungen
- Konfliktmanagement
- IuK-Techniken
Industriepartner
- ABM Greiffenberger Antriebstechnik GmbH
- Eberhard AG
- Erhard GmbH & Co
- haacon hebetechnik gmbh
- Hörmann Industrietechnik GmbH
- Lernstatt Industrie- und Automatisierungstechik GmbH
- Niles-Simmons Industrieanlagen GmbH
- Rottluff Schleifscheibenfabrik GmbH
- Sitec Industrietechnologie GmbH
- Wagon Automotive GmbH
Wissenschaftliche Verbundpartner
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München und Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.(zsh).
Das ISF München e.V. konzentrierte sich neben der Koordination des Verbunds und der wissenschaftlichen Begleitung der Unternehmensprojekte vor allem auf sozialwissenschaftliche Analysen zu technisch-organisatorischen und qualifikatorischen Veränderungen.
ProjektbearbeiterInnen
Projektlaufzeit
10/1999 bis 06/2002
Projektförderung
Verbundvorhaben im Rahmenkonzept "Forschung für die Produktion von morgen", gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektträgerschaft Produktion und Fertigungstechnologien (PFT) Karlsruhe