Projektbeschreibung
Digitaler Umbruch von Arbeit: Ein neuer Möglichkeitsraum für Frauen?
Mit der digitalen Revolution erleben die Unternehmen einen tiefgreifenden Wandel. Ihre Geschäftsmodelle sowie ihre Produktions- und Arbeitskonzepte stehen mit Blick auf diese Entwicklung auf dem Prüfstand.
Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor die Herausforderung, sich in global vernetzten Wertschöpfungsstrukturen zu positionieren und disruptive Umbrüche von Märkten und Wettbewerbsstrukturen zu antizipieren und zu bewältigen. Gefordert ist ein Denken in neuen Paradigmen und eine hohe Fähigkeit, sich zeitnah an neue Entwicklungen anzupassen. Um hierfür gewappnet zu sein, streben sie danach, „agile Organisationen“ zu werden. Deren wichtigste Pfeiler sind konsequente Kundenorientierung, systemische Vernetzung und Selbstorganisation der Beschäftigten.
Dabei zeigt sich: Die digitale Revolution verändert die Arbeitswelt nicht nur grundlegend, sie stellt auch die Weichen für die Entwicklungs- und Karrierechancen von Frauen neu.
Frauen in technischen Berufen: Raus aus der „Vergeblichkeitsfalle“
Vorreiter für das neue digitale Zeitalter sind die IT-Industrie und das Ingenieurwesen. Sie waren früher als andere von der Digitalisierung betroffen und entwickeln daher früher als andere innovative Konzepte für die digitale Arbeitswelt von morgen.
Werden sie nun auch zu Vorreitern für mehr Chancengleichheit in der digitalen Arbeitswelt?
Nicht nur die Chancen, auch der Nachholbedarf ist groß: Gerade in den technischen Bereichen liegt der Anteil von Frauen häufig unter 10%, der Anteil von Frauen in Führungspositionen noch darunter. Das ändert sich jetzt mit dem digitalen Umbruch von Arbeit. Erste Trends deuten bereits heute auf neue Entwicklungsperspektiven für Frauen in technischen Berufsfeldern hin:
- Der Bedeutungsgewinn von Software in allen technischen Bereichen verändert die Arbeits- und Professionskulturen und macht gerade traditionelle Hardware-Bereiche für Frauen attraktiver.
- Die Transformation von Fachlichkeit und neue „Rollenkonzepte“ in agilen Organisationsformen verändern die Anforderungsprofile in den technischen Kernbereichen – mit neuen Entwicklungschancen für Frauen.
- User Experience und Kundenorientierung in Forschung und Entwicklung ermöglichen eine Öffnung der technischen Bereiche für neue Berufsfelder mit höheren Frauenanteilen, wie Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen.
- Community-orientierte Kommunikations- und Kollaborationsumgebungen werden zur Basis neuer „Öffentlichkeiten“ – mit neuen Möglichkeiten für Frauen, sich zu vernetzen und zu positionieren.
Gestaltung der digitalen Arbeitswelt notwendig
Der digitale Umbruch bietet Chancen zur Verbesserung der Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten von Frauen. Dies ist jedoch kein Selbstläufer und erfordert eine wirksame Gestaltung. Mit der Entwicklung der digitalen Arbeitswelt stehen Chancen und Risiken für Frauen eng beieinander.
Neue Risiken für Frauen entstehen insbesondere mit Blick auf die Beschäftigungseffekte der Digitalisierung. Es besteht die Gefahr, dass der „Tsunami auf dem Arbeitsmarkt“ vor allem Tätigkeiten mit hohen Frauenanteilen trifft. In der digitalen Arbeitswelt könnten also gerade die Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen dramatisch zurückgehen. Dies erfordert eine aktive gesellschaftliche und betriebliche Gestaltung.
Auch der digitale Umbruch in den Unternehmen zeigt weitreichende Folgen. Mit der „Entgrenzung von Arbeit“ durch mobile Endgeräte sowie neue Formen des global verteilten und mobilen Arbeitens, wie „Cloud Working“ oder „Home Office“, entstehen neue Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch in der Praxis ist auch eine gegenläufige Entwicklung denkbar. Von daher stellt sich die Frage: Werden diese Potenziale der Digitalisierung tatsächlich für mehr Zeitsouveränität genutzt oder entsteht eine neue „Unkultur der permanenten Verfügbarkeit“?
In dieser Dichotomie von Chancen und Risiken strebt das Projekt eine Gestaltung im Sinne einer nachhaltigen Modernisierung der Unternehmen und der Förderung der Entwicklungschancen von Frauen an.
Wissenschafts-Praxis-Transfer für eine zukunftsorientierte Gestaltung
Im Fokus des Projekts stehen Zukunftskonzepte für Frauenkarrieren in IT und Ingenieurwesen, die die Entwicklungschancen von Frauen in der digitalen Arbeitswelt verbessern. Ein prominentes Netzwerk aus Unternehmen und Verbänden bildet deshalb die Basis für einen ausstrahlungskräftigen Transfer von der Wissenschaft in die Praxis und einen lebendigen Erfahrungsaustausch. In praxisorientierten Materialien und Konferenzen werden Ergebnisse regelmäßig einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.
ProjektbearbeiterInnen
- Prof. Dr. Fritz Böhle 089 / 27 29 21 - 0 fritz.boehle@isf-muenchen.de
- Dr. Kira Marrs 089 / 27 29 21 - 0 kira.marrs@isf-muenchen.de
- Dipl.-Soz. Katrin Gül 089 / 27 29 21 - 53 katrin.guel@isf-muenchen.de
- M. Phil., Dipl.-Soz. Barbara Langes 089 / 27 29 21 - 69 barbara.langes@isf-muenchen.de
Projektlaufzeit
03/2015 bis 02/2016
Projektförderung
Verbundprojekt unter Leitung des ISF München in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „Strategien zur Durchsetzung von Chancengleichheit für Frauen in Bildung und Forschung“ in Zusammenarbeit mit dem Projektträger PTKA-PFT.