Globale Strukturen und die Steuerungsfähigkeit nationaler Systeme der Arbeitsregulierung

Projektbeschreibung

(Projektkoordination: Pamela Meil)

In marktwirtschaftlich verfaßten Gesellschaften haben sich die industriellen Beziehungen insbesondere seit Beginn der 50er Jahre zu einem wichtigen Element bei der Steuerung nationaler Systeme der Arbeitsregulierung entwickelt. In den einschlägigen klassischen Forschungsansätzen werden industrielle Beziehungen als potentieller Stabilisierungsfaktor für die wirtschaftliche und politische Funktionsfähigkeit der gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse gefaßt, wobei eine wesentliche Aufgabe in der Regulierung von Arbeitsbeziehungen und damit auch von Arbeitsmärkten besteht. Industrielle Beziehungen sind allerdings immer Ergebnis historischer Eigendynamik und damit Ausdruck eines bestimmten historischen Kräfteverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit. Diese Herausbildung spezifischer Systemarchitekturen industrieller Beziehungen fand bisher weitgehend innerhalb nationaler Kontexte statt. Durch die jeweils nationalspezifischen Ausformungen der Regulierungssysteme sind im internationalen Vergleich deutliche Unterschiede zwischen den jeweiligen Systemen industrieller Beziehungen festzustellen.

Dagegen vermitteln die bisherigen Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung zur Wechselwirkung zwischen Internationalisierungsstrategien transnational agierender Unternehmen und den national gebundenen Systemen industrieller Beziehungen den Eindruck einer weitgehenden Steuerungsunfähigkeit der jeweiligen nationalen Institutionen der Arbeitsregulierung. Im Forschungsvorhaben wird von einem engen Zusammenhang zwischen industriellen Beziehungen und lokalen Voraussetzungen unternehmerischer Internationalisierungsstrategien ausgegangen. Vermutet wird, daß die historische und politische Form der Regulierung von Arbeitsbeziehungen, die in einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Kontext für eine typische Konfiguration verschiedener Vergesellschaftungsdimensionen steht, den personalpolitischen Strategien transnationaler Unternehmen als „Brechungsfaktor“ entgegentritt.

In einem internationalen Vergleich wurden Länder mit sich systematisch unterscheidenden Systemen industrieller Beziehungen (USA, Indien, Frankreich, Deutschland) und Unternehmen einer exemplarischen Branche ausgewählt. Sie werden in einer Typologie nach jeweils mikro- und makropolitischen Ansätzen von Normierung und Verhandlung, Konflikt und Kontrolle sowie informellen Aushandlungs- und Beteiligungsprozessen verortet. Den Kern der empirischen Arbeiten bilden Expertengespräche und Fallstudien in einigen Standorten der ausgewählten Länder. Um die jeweiligen Charakteristika und Besonderheiten der nationalen Systeme industrieller Beziehungen herauszuarbeiten, werden ergänzend Interviews mit Vertretern nationaler und internationaler Interessenorganisationen sowie Wissenschaftlern verschiedener Forschungsinstitutionen durchgeführt.

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

11/1999 bis 05/2002

Projektförderung

gefördert von der Volkswagen-Stiftung