Lean im Büro – Neue Industrialisierungskonzepte für die Kopfarbeit und ihre Folgen für Arbeit und Beschäftigte

Kurzvorstellung: Flyer

Projektbeschreibung

Ausgangslage und Hintergrund

Die Arbeitswelt im modernen Büro hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Auch in der Kopfarbeit sind Standardisierung, Prozessorientierung oder die permanente Reorganisation und Rationalisierung von Arbeit keine Fremdwörter mehr. Diese Entwicklung bekommt aktuell eine neue Wendung: Sie kulminiert in dem Trend, nun auch die Ideen und Prinzipien der „Lean Production“ auf die Kopfarbeit zu übertragen.

Ausgehend von der japanischen Automobilindustrie hat die „Lean Production“ seit den 80er Jahren die Fertigung „revolutioniert“. Mit weitreichenden Initiativen beginnen Vorreiter-Unternehmen heute „Lean“ nicht mehr nur in den Fabriken, sondern auch in der Welt der Büros zu nutzen und auch hier die Arbeit entsprechend ihrer „ganzheitlichen Produktionssysteme“ zu reorganisieren. Mit der Verwaltung und der Forschung & Entwicklung sind Kernbereiche moderner Unternehmen betroffen. Auch die IT-Industrie ist ein Vorreiter: Nachdem die Entwicklung hier zunächst vor allem in KMU mit den „agilen Methoden“ vorangetrieben wurde, sind heute auch die weltweit führenden IT-Konzerne im „Lean-Modus“. Im Fokus stehen die Optimierung der ganzen Wertschöpfungskette und die Idee, Kopfarbeit als Teil eines systemisch integrierten Gesamtprozesses zu organisieren. Damit deutet sich ein tiefgreifender Wandel in der betrieblichen Organisation von Kopfarbeit an, bis hin zu neuen Formen der Industrialisierung.

Fragestellung

Ziel der Studie ist es, diesen Wandel in der Kopfarbeit explorativ in den Blick zu nehmen. Die Fragestellung lässt sich in drei Perspektiven gliedern. Zunächst stellt sich die Frage, welche Strategien und Konzepte sich hinter dem Schlagwort Lean verbergen und welche Substanz diese Entwicklung in den Unternehmen tatsächlich hat. Darauf aufbauend wird empirisch untersucht, wie Lean in der Praxis in verschiedenen Bereichen funktioniert und konkret umgesetzt wird. Hier gilt es, sensibel zu sein für die Brüche und Grenzen der neuen Lean-Konzepte: Es stellt sich z.B. die Frage, ob sich mit Lean Kopfarbeit tatsächlich im Sinne einer Industrialisierung als „objektiver Prozess“ organisieren lässt – ohne zugleich die Innovativität und Kreativität „auszuschalten? In einem dritten Schritt werden gezielt die Folgen für die Beschäftigten in den Blick genommen. Es wird danach gefragt, wie sie die Veränderung ihrer Arbeit erleben und welche Auswirkungen sich auf ihre Belastungssituation ergeben.

Untersuchungsmethoden

Mit Blick auf die explorative Fragestellung folgt die Studie einem qualitativen Forschungs-Design. Aufbauend auf zwölf Kurzfallstudien bilden sechs Intensivfallstudien in den Untersuchungsbereichen Verwaltung, Forschung & Entwicklung sowie Software-Entwicklung und IT-Dienstleistungen die empirische Grundlage. Mehr als in konventionellen industriesoziologischen Fallstudien soll die Perspektive betroffener Beschäftigter in die Untersuchung eingehen. In Intensivinterviews sollen insbesondere der Wandel der Arbeit und die Folgen für ihre Belastungssituation erhoben werden. Insgesamt werden Gespräche mit ca. 50-60 Beschäftigten sowie 40-50 betrieblichen Experten (u.a. Management, HR, Interessenvertretung) in die Studie eingehen. Flankiert werden die Fallstudien durch Interviews mit überbetrieblichen Experten beider Sozialparteien.

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

06/2013 bis 05/2015

Projektförderung

Das Projekt wird gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung