SFB 536 Reflexive Modernisierung

Der Sonderforschungsbereich "Reflexive Modernisierung" wird gemeinsam von der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität der Bundeswehr München, der Universität Augsburg, dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. und der Technischen Universität München getragen.

Weitere Informationen zu den ISF-Teilprojekten A3, C1 und C2.

Projektbeschreibung

Das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – ISF München ist mit drei Teilprojekten an dem zum 1. Juli 1999 von der DFG bewilligten Münchner Sonderforschungsbereich 536 beteiligt – einem interdisziplinären Forschungsverbund aus Soziologen, Sozialpsychologen, Politikwissenschaftlern, Historikern und Philosophen. Zielsetzung des SFB 536 ist eine Aktualisierung von sozialwissenschaftlichen Konzepten und Theorieansätzen, die den momentanen, rapiden gesellschaftlichen Strukturwandel in der „modernen“ Gesellschaft mit seinen weit reichenden Veränderungen in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hinreichend zu beschreiben, interpretieren und erklären erlaubt.

Dabei geht der SFB von der Annahme aus, daß dieser soziale Transformationsprozeß einen die gesamte Gesellschaft erfassenden Strukturbruch signalisiert, der die grundlegenden Bedingungen, Formen und Institutionen moderner Entwicklungsdynamik nachhaltig verändert und dabei einen Übergang von einer „einfachen“ Moderne in eine „reflexive“ Moderne markiert. Als erste gemeinsame Publikation des Sonderforschungsbereichs liegt mittlerweile hierzu der beim Frankfurter Suhrkamp-Verlag erschienene, und von Ulrich Beck und Wolfgang Bonß herausgegebene Band „Die Modernisierung der Moderne“ vor. Ein zweiter Band (herausgegeben von Ulrich Beck und Christoph Lau) erscheint Ende 2003 im selben Verlag unter dem Titel „Entgrenzung und Entscheidung: Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung?"

Gewissermaßen durch die Zuspitzung der selbst (re-)produzierten Nebenfolgen kapitalistischer Modernisierung werden traditionelle Selbstverständlichkeiten – im Sprachgebrauch des Sonderforschungsbereichs: Basisprämissen – in Frage gestellt. Als Basisprämissen der ersten Moderne lassen sich z.B. Nationalstaat, Vollbeschäftigungsgesellschaften, Wissenschaftsrationalität, kollektive Lebensmuster oder auch Prinzipien funktionaler Differenzierung fassen.

In den drei Teilprojekten mit ISF-Beteiligung werden als gemeinsame Forschungsperspektive Fragen zur Entwicklung von Arbeit in der Industriegesellschaft bearbeitet und in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zur Überprüfung der Theorie „reflexiver Modernisierung“ herangezogen (jeweils):

Das Teilprojekt A3 „Grenzen der wissenschaftlich-technischen Beherrschung und `anderes Wissen´ – Umbrüche im gesellschaftlichen Umgang mit sinnlicher Erfahrung“ stellt die Frage in den Mittelpunkt, in welcher Weise Grenzen wissenschaftlich-technischer Beherrschung von physikalisch-organischen Gegebenheiten neu thematisiert werden und dies zu neuen Strategien im Umgang mit auf sinnlicher Erfahrung beruhenden Wissens- und Handlungsformen führt.

Im Teilprojekt C1 „Die Auflösung des Unternehmens – Zur Entgrenzung von Kapital und Arbeit“ werden gegenwärtig zu beobachtende Veränderungsprozessen von Unternehmen und Arbeit (Dezentralisierung und Vermarktlichung von Unternehmen, Netzwerkbildung, Erosion des Normalarbeitsverhältnisses etc.) untersucht. Das Teilprojekt untersucht insbesondere, inwiefern sich in der Erosion von für die erste Moderne konstitutiven Grenzziehungen Hinweise auf einen grundlegenden Bruch und damit auf mögliche Übergänge in die zweite Moderne finden lassen:

  • in den erodierenden Grenzziehungen zwischen „Betrieb/Unternehmen“ und „Markt“ und den dort jeweils herrschenden Steuerungsprinzipien (zentralistisch-bürokratische Organisation vs. Konkurrenz und Austausch),
  • in Prozessen der inhaltlichen, sozialen, zeitlichen und räumlichen „Entgrenzung von Arbeit“ (Erosion der „Normalarbeit“ sowie der Grenze zwischen „Arbeit“ und „Leben“) und
  • in der (partiellen) Ablösung von Macht- und Herrschaftsbeziehungen durch Formen der Selbstorganisation im Rahmen neuer Kooperationsformen und Wettbewerbsmechanismen.

Ob und inwieweit in diesen Prozessen zugleich Ansätze zur Entwicklung neuer Strukturen und Funktionsprinzipien der Organisation von Unternehmen und Arbeit angelegt sind und wie diese Ansätze sich in eine gesellschaftliche Theorie reflexiver Modernisierung fügen, dies zu klären ist Ziel der theoretischen Arbeiten dieses Teilprojekts.

Das Teilprojekt C2 „Umbruch des Systems industrieller Beziehungen“ untersucht den Umbau der Systemarchitektur der industriellen Beziehungen, der auf eine Auflösung von historisch gewachsenen Strukturen der industriellen Beziehungen hinweist und auf Auflösungstendenzen in den Außen- und Binnengrenzen der Betriebe sowie Umschichtungen in den Konstellationen kollektiver Akteure zurückgeht. Zudem werden neue Muster kollektiver und individueller Interessenvertretung analysiert, die über die bekannten Formen industrieller Beziehungen hinausweisen und dabei als Hybridisierung sowie Öffnung der industriellen Beziehungen beschrieben werden können.

Projektlaufzeit

06/1999 bis 06/2009

Projektförderung

Projektträger: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst